Was ist Arthrose?
Arthrose ist eine degenerative Erkrankung der Gelenke und gelenknahen Strukturen, die in der Regel mit wachsendem Alter auftritt. Da der Mensch immer älter wird, sind inzwischen auch immer mehr von dieser, inzwischen auch als Volkskrankheit zu bezeichnenden, Erkrankung betroffen. Denn die Arthrose ist die am Häufigsten auftretende Gelenkserkrankung von Erwachsenen.
Die Arthrose wird in 2 Rubriken unterschieden:
- der sekundären Arthrose, welche nach Erkrankungen der Gelenke oder nach Verletzungen auftritt, und
- der primären Arthrose, bei der die genaue Ursache nicht einwandfrei geklärt werden kann.
Entgegen der Arthritis, einer ebenfalls im Alter auftretenden entzündlichen Gelenkserkrankung, ist die Arthrose fortschreitend und nicht heilbar. Im späteren Verlauf der Krankheit degeneriert das betroffene Gelenk und muss im schlimmsten Fall durch ein künstliches Gelenk ausgewechselt werden.
Die Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose) ist die verbreitetste Arthrose.
Wie entsteht Arthrose?
Eine Arthrose kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Das Krankheitsbild ist noch nicht abschließend erforscht. Gewiss ist nur, dass eine wichtige Ursache die permanente Überbelastung der Gelenke sein kann, zum Beispiel, wenn es kein Gleichgewicht zwischen der Belastung und der Entlastung gibt. Kommt dann Alterserscheinungen oder Stoffwechselstörungen hinzu, die bewirken, dass sich die Zellen nicht mehr so schnell und gründlich regenerieren können, so kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Arthrose. Eine starke Beanspruchung kann beispielsweise ein zu hohes Übergewicht sein, exzessiver Sport oder jahrelange einseitige Belastung bei bestimmten Arbeiten. Zwar ist die Arthrose keine typische Erkrankung, bei der Entzündungen auftreten, jedoch können diese auftreten, besonders im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf. Diese Entzündungen können dann den Stoffwechsel der Knorpel am Knorpelaufbau hindern. Der Gelenkknorpel bekommt Risse, die nicht mehr heilen können. Wird das Gelenk nun stark belastet, können kleine Stücke Knorpel abbrechen und das Gelenk zusätzlich schädigen. Eine fortgeschrittene Arthrose führt zu unverkennbaren Veränderungen im Knorpel in Form von knöchernen Anbauten an den Rändern oder Hohlräumen im Inneren des Gelenks.
Wer ist von der Arthrose betroffen?
Bei Männern und Frauen unter 30 Jahren tritt die Arthrose eher selten auf. Menschen dieser Altersgruppe leiden zumeist nur unter Arthrose, wenn diese zum Beispiel durch eine Verletzung oder einen Unfall auftritt. Besonders ausgeprägt ist die chronisch verlaufende Krankheit bei Frauen, die über 50 Jahre alt sind. Doch da die Lebenserwartung der Menschen stetig ansteigt, nimmt auch die Zahl der betroffenen Männer immer mehr zu. In Deutschland leiden inzwischen mehr als 5 Millionen Menschen an dieser Krankheit. Tendenz steigend. Etwa 2 Millionen dieser betroffenen Menschen erleiden sogar täglich Schmerzen, die mit der Krankheit einhergehen können. Umfragen haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Frauen über 60 Jahre von Arthrose betroffen sind. Bei den Männern sind es in dieser Altersgruppe bereits ein Drittel. Bei einem großen Anteil der Betroffenen ist dabei aber nicht nur 1 Gelenk betroffen, sondern mehrere, vereinzelt bis zu 6 oder sogar mehr.
Welche Gelenke sind bei einer Arthrose betroffen?
Im Prinzip kann jedes Gelenk des menschlichen Körpers an Arthrose erkranken. In der Hauptsache sind jedoch die Knie- und Hüftgelenke betroffen, da diese das ganze Leben lang die Hauptlast des Körpergewichtes tragen müssen und deshalb am meisten belastet werden. Eine Hüftgelenksarthrose nennt der Mediziner Coxarthrose, eine Kniegelenksarthrose heißt Gonarthrose. Patienten können jedoch auch an einer Schultergelenksarthrose (Omarthrose) leiden. Doch auch Finger oder Handgelenke sowie Ellenbogen, Sprunggelenke oder Zehen können befallen werden. Ist nur ein Gelenk betroffen, so heißt dies Monarthrose. Bei mehrfacher Erkrankung der Gelenke spricht man von Polyarthrose.
Welche Faktoren begünstigen eine Arthrose?
Auch wenn die Entstehung von Arthrose stark vom Alter abhängig ist, so muss es nicht zwangsläufig dazu kommen. Denn wer mit seinen Gelenken schon frühzeitig pfleglich umgeht und Risikofaktoren minimiert, wird auch im hohen Alter nicht von einer Arthrose betroffen sein. Risikofaktoren können sowohl ein starkes Übergewicht sowie ein dauerhaft Zuviel oder Zuwenig an Bewegung sein. Denn durch zu wenig Bewegung auf Dauer können die einzelnen Knorpel ihre Elastizität verlieren, was die Arthrose begünstigen kann. Weiterhin sind das Alter, das Geschlecht (Frauen sind öfter betroffen als Männer), eine genetische Veranlagung sowie Stoffwechselstörungen oder bereits beschädigte Gelenke gewisse Risikos für eine Arthrose. Aber auch Gelenksfehlstellungen, angeboren oder später zugefügt, sowie andere Umweltfaktoren können eine wichtige Rolle spielen. Ein höheres Arthroserisiko besteht weiterhin durch Muskelschwäche, der Osteoporose (also dem sogenannten Knochenschwund) oder der Knochennekrose, dem Absterben des Knochens wegen dauerhaften Durchblutungsstörungen. Auch bei Fehlstellungen der Beine ( X-Bein oder O-Beinstellung im Knie) oder mangelnder Selbstwahrnehmung beziehungsweise Bewegungskoordination wegen neurologischer Ursachen kann es im Alter zu einer Arthrose kommen. Dabei können nicht nur die Knorpel der Gelenke selbst, sondern auch die Bänder und die unter den Gelenken liegenden Knochen sowie die umgebende Muskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden.
Typischer Verlauf und Schmerzen bei einer Arthrose
Unabhängig davon, wodurch die Arthrose entstanden ist, ist doch der Verlauf meist recht typisch und im Endeffekt vorhersehbar. So können die klassischen Symptome einer Arthrose sein:
- Eine Versteifung des betroffenen Gelenks, welches sich auch anders anfühlt.
- Eine schnellere Ermüdung des Gelenks.
- Gelenkschmerz während einer Belastung, zum Beispiel Schmerzen in der Schulter während des Anhebens des Armes.
- Ein mit der Zeit zunehmendes Knirschen, Knacken oder ein Reibegeräusch bei der Bewegung des Gelenks.
- Ein stechender Schmerz nach dem Sitzen oder Liegen (nach einer Ruhephase), der dann bei Bewegung nach kurzer Zeit nachlässt.
- Im weiteren Verlauf auch Schmerzen während der Ruhephase und ohne Belastung.
- Eine entzündliche Schwellung, der sogenannte Gelenkerguss.
- Knorpelverlust durch eine Verformung und falsche Belastung des Gelenks.
Da die Gelenke und Knorpel selbst nicht durchblutet werden, entstehen Schmerzen meist erst im fortgeschrittenen Krankheitsbild, wenn der darunterliegende Knochen oder die umgebende Muskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden.
Welche Untersuchungen werden bei einer Arthrose notwendig?
Der erste Weg sollte immer zum Hausarzt führen. Steht der Verdacht einer Arthrose im Raum, so wird der Hausarzt den Patienten zum Orthopäden überweisen. Dem Facharzt stehen eine Vielzahl von Untersuchungen zur Verfügung, um eine beginnende oder fortgeschrittene Arthrose diagnostizieren zu können. Beginne wird er dabei mit einem ausführlichen Patientengespräch. Dabei klärt er mittels Befragung zum Beispiel ab, unter welchen Beschwerden der Patient leidet und ob es Vorschädigungen oder eine genetische Veranlagung gibt. Auch die Lebensumstände können hinterfragt werden und in die Beurteilung mit einfließen.
Der nächste Schritt ist die Blutentnahme für die Laboruntersuchung. So können Infektionen als Teil der Erkrankung diagnostiziert werden. Als bildgebende Verfahren stehen dem Orthopäden die Röntgenuntersuchung, der Ultraschall (Sonografie) und die Magnetresonanztomografie zur Verfügung.
Welche bildgebenden Verfahren machen Arthrose sichtbar?
Die bildgebenden Verfahren wie digitales Röntgen, MRT sowie CT und Ultraschall können dem Orthopäden bei der exakten Diagnostik von Arthrose behilflich sein.
Durch die Röntgendiagnostik kann ein erster Einblick in die Knochenstruktur erlangt werden. Dank der neuen digitalen Technologie geschieht das mit weniger schädlichen Röntgenstrahlen als beim traditionellen Röntgen der Vergangenheit. Die Belastung für den Patienten wird durch die kürzeren Belichtungszeiten und die wesentlich besseren Bearbeitungsmöglichkeiten der Röntgenbilder minimiert.
Bei der Computer Tomographie (CT), die ebenfalls auf Röntgenstrahlen basiert, können die betroffenen Gelenke in einem Bildschnittverfahren zur Begutachtung vorgelegt werden. Diese machen die konkrete Einsicht in Knochen und Gelenke möglich. Die digitale Volumentomografie (DVT) hat den Vorteil, dass während der Aufnahme das Gelenk auch belastet werden kann.
Die Kernspintomographie oder Magnetresonanz-Tomographie - MRT - MR, kommt ganz ohne schädliche Röntgenstrahlen aus und ist daher auch nicht so belastend für den Patienten. Bei ihr werden zum Beispiel die Strukturen und Funktionen der Gewebe dargestellt.
Die Ultraschalldiagnostik oder auch Sonografie ist die am Häufigsten angewandte Möglichkeit der bildgebenden Untersuchungsmethoden. Dabei werden ähnlich dem Prinzip von Sonar über einen Ultraschallkopf Wellen in den Körper geschickt und von den dort befindlichen Knochen, Geweben oder Organen reflektiert. Die zurückkommenden Wellen erzeugen dann auf einem Monitor ein typisches Bild mit den Umrissen der Gewebe, welches der Facharzt dann bewerten kann.
Welche Laborwerte deuten auf eine Arthrose hin?
Zur Unterstützung der Diagnose gehört immer auch eine Laboruntersuchung des Blutes. Mit dessen Hilfe können Zeichen einer Entzündung oder einer bakteriellen Infektionen erkannt werden. Da diese Anzeichen auch Bestandteil anderer Erkrankungen sein können, wird die Blutuntersuchung immer nur ein kleiner Teil der Diagnostik sein. Bei der Blutuntersuchung werden auf Werte wie die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen, der Thyroxin-Wert und die alkalische Phosphatase sowie der Harnsäurewert oder einer erhöhten Kreatinkinase (CPK-Wert) geachtet. Auch das Vorhandensein von Entzündungswerten oder sogenannten Rheumafaktoren, die durch spezielle Antikörper im Blut nachweisbar sind, spielen eine Rolle bei der Diagnostik.
Wie wird die Arthrose behandelt?
Man unterscheidet die Behandlung von Arthrose unter
- nicht-medikamentös und/oder
- medikamentös
Bei einer sich im Frühstadium befindlichen Arthrose kann bereits eine nicht-medikamentöse Behandlung ausreichen, um Schmerzen zu lindern oder drohenden Fehlstellungen beziehungsweise dem Steifwerden der Gelenke entgegenzuwirken. Diese wird in Form von Physiotherapie erfolgen und kann entweder als alleinige Maßnahme oder aber als begleitende Maßnahme stattfinden. Das Training kann je nach Leiden aus Ausdauer- oder Krafttraining, einer Dehnungstherapie sowie einem Koordinationstraining und einem Übungsprogramm für Zuhause bestehen.
Damit soll eine Stärkung der Muskulatur und Ausdauer erreicht werden. Die Atmung und das Herzkreislaufsystem werden trainiert und die Beweglichkeit verbessert.
Bei einer Behandlung mit Medikamenten kommt es sehr auf die Symptomatik der Arthrose an. Beginnend mit der sogenannten Rheumasalbe für den lokalen Einsatz gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die infrage kommen können.
Als Substanzgruppen zur Arthrosetherapie stehen zum Beispiel folgende Medikamente zur Verfügung:
- Nichtsteroidale Antirheumatika wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.
- Nichtopioide Schmerzmittel wirken ebenfalls schmerzlindernd, sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da sie bei falscher Anwendung schwere Nebenwirkungen haben können.
- Steroide wie Cortison werden in Tablettenform nicht mehr verschrieben, können aber zur Schmerzbehandlung gespritzt werden.
- Medikamente mit verzögertem Eintritt der Wirkung sollen neben der Schmerzminderung und der Entzündungshemmung vor allem positiv auf den Knorpelstoffwechsel wirken.
Wann sollte man einen Gelenkersatz erwägen?
Bei einem fortschreitenden Krankheitsbild kann es nötig werden, das geschädigte Gelenk durch eine Prothese zu ersetzen. Das Einsetzen von gelenkerhaltenden Teilprothesen oder Oberflächenersatzprothesen gehört heutzutage zu den Standardverfahren. Eine Statistik ergab, dass jährlich ca 200.000 künstliche Hüftgelenke sowie 150.000 künstliche Kniegelenke und 12.000 künstliche Schultergelenke eingesetzt werden.
Der künstliche Gelenkersatz ist die letzte Behandlungsoption bei Arthrose, allerdings gehört sie zu den erfolgreichsten und häufigsten orthopädischen Eingriffen.
Das Einsetzen einer Prothese kann sinnvoll sein, wenn andere gelenkerhaltende Maßnahmen nicht mehr greifen, die Mobilität und Lebensqualität des Patienten dauerhaft nicht mehr gegeben ist und durch eine Operation verbessert werden kann und der Patient unter starken chronischen Schmerzen leidet. Durch das Einsetzen einer Prothese kann auch die Arbeitsfähigkeit im Beruf wieder hergestellt werden.
Was ist nach der Operation Arthrose zu beachten?
In der Regel beginnt die Mobilisation bereits am Tag nach der Operation, denn Übungen wie leichte Gymnastik senken das Risiko der Bildung von Thrombosen und sind mitunter daher lebensnotwendig. Diese speziellen Bewegungsübungen dürfen jedoch nur unter fachmännischer Anleitung eines Physiotherapeuten stattfinden. Im späteren Verlauf folgen intensiver durchgeführte Übungen, die die Aufgabe haben, die geschwächten Muskeln aufzubauen und somit die Beweglichkeit zu verbessern. Auch wenn es anfangs schwerfällt, so sollten alle Übungen täglich erfolgen, um die gewünschten Erfolge zu erzielen.
Bilder: Bigstock.com, depositphotos.com