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Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS)

Woher diese Art kommt ist nicht geklärt, es trifft vorwiegend Frauen ab dem vierzigsten Lebensjahr. Ein Kennzeichen sind Muskel- und Gelenkschmerzen an verschiedenen Stellen im Körper. Dies haben fast alle Menschen mal im fortgeschrittenen Alter, aber wenn die Schmerzen länger als drei Monate anhalten, sollte man einen Orthopäden aufsuchen. Kann dieser andere Krankheiten ausschliessen, so handelt es sich um das Fibromyalgie-Syndrom. Die Übersetzung bedeutet: Faser-Muskel-Schmerz.

Viele Patientinnen haben eine lange Odyssee an Arztbesuchen und auch Unverständnis hinter sich, bis sie die richtige Diagnose erhalten. Da sich die Krankheit auch durch Müdigkeit und Erschöpfung auszeichnet, werden die Menschen oft in die Psycho-Schiene abgedrängt und mit Anti-Depressiva behandelt. Dies hilft aber im Falle vom Fibromyalgie-Syndrom nur wenig. Da hier mehrere Symptome gemeinsam auftreten, Faser-Muskel-Schmerzen, Müdigkeit und Energielosigkeit und leichte Depressionen, können MedizinerInnen diese Diagnose erst nach längerer Beobachtung stellen. Zusätzliche Laboruntersuchungen werden gemacht, um andere Krankheitsursachen (z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion, eine bakterielle oder eine virale Infektion) und entzündliche oder degenerative Formen von Rheuma (wie z.B. Arthritis, Arthrose) auszuschliessen.

Die genetische Disposition ist wohl eindeutig bei Frauen angelegt. ForscherInnen meinen, dass im Westen bis ca. 2 Prozent der EinwohnerInnen an der Krankheit leiden. Bei der Entstehung der Krankheit kommen wohl mehrere Faktoren zusammen, eine Rolle kann auch die Umstellung der Hormone in den Wechseljahren spielen. Negativ auf den Verlauf wirken sich kaltes Wetter, schwere körperlich Arbeit oder exzessiver Sport und langes Stehen aus.

Das Fibromyalgie-Syndrom ist keine Krankheit aus der Rheumafamilie, obwohl es auch als Weichteil-Rheumatismus bezeichnet wird. Es führt zu keinen Entzündungen in den Gelenken, sondern die Schmerzen sitzen in den Muskeln und den Sehnen, ohne diese aber nachhaltig zu schädigen. Die Organe werden anders als beim Rheuma, wo auch das Herz irgendwann befallen wird, nicht in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Gefahr von Lymphomen, also Lymphdrüsenkrebs, besteht bei dieser Form nicht.

Fibromyalgie ist eine Schmerzstörung und keine Krankheit, die man sich einbildet. Zwar wirkt der Körper gesund, aber die Körperfunktionen arbeiten nicht mehr richtig zusammen. Deshalb wird diese Krankheit auch zu den psychosomatischen Krankheiten gezählt. Die MedizinerInnen können keine Ursache an Organen oder in den Gelenken finden. Einige Blutwerte weichen vom Normbereich ab. Daran lässt sich die Störung dann diagnostizieren. Auf keinen Fall führt das zu einem Dasein im Rollstuhl oder zu Schädigungen an den Organen. Das Pflegefallrisiko besteht hier also nicht, auch eine Lebensverkürzung besteht durch die Krankheit nicht.

Die Naturheilverfahren führen diese Krankheit auf einen Überschuss an Schlacken zurück. Diese Theorien sind bei Ärzten umstritten. Schulmediziner halten es für Quatsch, dass sich im Menschen Abfallprodukte ansammeln. Aber in vielen Kulturen zählt das Fasten zur Milderung von Krankheitssymptomen, dies sollte aber auf jeden Fall zuerst mit dem Hausarzt besprochen werden. Basenbäder und Basenpulver können sicher keinen Schaden anrichten, da der Organismus diese Stoffe wieder ausscheidet. Es kommt auf das subjektive Wohlbefinden an, bei einer Besserung der Symptome ist alles einen Versuch wert. Da die Krankheit nicht heilbar ist, steht der Fokus auf einer Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.

Anthroposophische Ärzte betrachten jede Krankheit als Wunsch nach Entwicklung der Kranken. Natürlich haben diese Ärzte ein konventionelles Medizinstudium absolviert, ziehen aber rhythmische Massagen, künstlerische Therapien und Eurythmie in die Therapie mit ein. Auf jeden Fall sollte nicht auf eigene Faust herum gedoktert werden, die gewählten Therapien sollten immer mit dem Arzt besprochen und abgestimmt werden. Schmerzmittel sind nicht die erste Wahl, da sie über längere Zeit eingenommen, süchtig machen können. Ausserdem schlagen diese Mittel auf den Magen, er wird auf lange Sicht durch die Einnahme geschädigt. Die Patienten sollten stattdessen aktiv mit arbeiten und regelmässig Sport treiben. Dadurch wird der Körper widerstandsfähiger und ein Training zur Ausdauer sorgt für soziale Kontakte durch das Miteinander im Fitnessclub oder im Verein.

Die Symptome von Fibromyalgie-Betroffenen ähneln einem Muskelkater, es sind wandelnde Schmerzen in den Muskeln in der Nähe von Gelenken. Die Schmerzen treten entweder in der oberen und unteren Körperseite auf oder auf der rechten und linken Körperseite. In extremen Fällen kommt es neben bohrenden Schmerzen noch zu einem Brennen, welches chronisch werden kann. Weitere Symptome sind:

  • Probleme beim Schlafen
  • Erschöpfungszustände und Müdigkeit am Tag
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Steife Glieder am Morgen
  • Schwellungen im Gesicht und an den Händen
  • kalte Gliedmaßen, besonders Hände und Füsse sind betroffen
  • Verschlimmerung bei schlechtem Wetter
  • Probleme mit Kreislauf und Schwindel
  • Beschwerden im Magen- und Darmbereich
  • Probleme mit der Blase und bei der Menstruation
  • Kribbeln in den Beinen, an Armen und Händen
  • Migräneartiges Kopfweh
  • Herzprobleme
  • Atemprobleme
  • Probleme mit der Haut
  • Störungen beim Hören und Sehen
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressionen und Ängste

Es treten nicht alle Beschwerden gemeinsam auf, einige vergehen, dafür kommen andere dazu.

Im Jahr 2010 wurden durch Forschungen in Amerika neue Kriterien zur Diagnose aufgestellt. Durch Interviews von PatientInnen wird versucht die Schmerzen in neunzehn Körperbereichen in einer Skala anzugeben, "widespread pain index". Darüber hinaus werden die Symptome in einer Skale nach ihrer Schwere aufgeführt, "symptome severity scale score". Dies wird über Monate und Jahre gemacht, so dass die Entwicklung der Krankheit ganz genau aufgelistet werden kann. Das ist wichtig, da sich die Fibromyalgie zu Beginn langsam und ohne grosse Anzeichen äussert.

Bis 1990 galten alte Kriterien zur Diagnose, gewisse Druckpunkte wurden auf die Empfindlichkeit getestet, "Tender points". Dies ist jedoch unpräzise, da die Druckpunkte in der Nähe von Ansätzen der Muskeln und Sehnen liegen und diese sind sowieso druckempfindlich.

Welches Diagnose-Verfahren sich durchsetzen kann, wird sich durch Studien zeigen.

Bei der Behandlung gibt es verschiedene Ansätze mit Psychotherapie, Schmerzmittel, moderatem Sport und Ernährung.

Psychosomatik:

Man versucht die negativen Muster der Gedanken zu durchbrechen in einer psychologischen Therapie für Schmerzpatienten. Weg vom Schmerzgedächtnis hin zu positiven Gedanken! Anleitung zur Entspannung und für die Bewältigung von Stresssituationen werden aufgezeigt. Darüber hinaus kommt es auch zur Beendigung der Katastrophen, die Situation soll nicht unnötig dramatisiert werden von PatientInnen. Das Vermeidungsverhalten von Schmerzen sollte mit einem gezielten Sport-Programm entgegen gewirkt werden. Damit bekommt der Betroffene Möglichkeiten an die Hand, sich dem Schmerz nicht einfach auszuliefern. Er soll nicht dagegen kämpfen, sondern lernen mit der Krankheit zu leben.

Medikamente

Es gibt nur begrenzte Möglichkeiten in der Medikation mit Schmerzmitteln oder Antidepressiva. Beide Mittel weisen aber nur geringe Erfolge auf und haben beträchtliche Nebenwirkungen.

Entspannende Massnahmen für die Muskulatur durch Yoga oder Qui Gong. Dazu verordnet der Arzt Anwendungen mit Wärme, also Bäder, Packungen oder Massagen. Es ist von Patient zu Patient verschieden, wie diese auf die einzelnen Massnahmen ansprechen. Dem einen hilft die Kälteanwendung, der andere bevorzugt Wärme und Saunagänge. Dies muss jeder Betroffene für sich austesten. Meditation kann auch helfen, da man weg kommt von den negativen Gedanken an die Schmerzen. Die Meditierenden lernen sich aufs Gute zu konzentrieren. Die Konzentration auf die Lebensfreude und weg vom Negativen steigert das Befinden und die Lebensqualität der Erkrankten.

Ebenso können homöopathische Arzneimittel, Akupunktur und eine Magnetfeldtherapie eine Linderung der Schmerzen verschaffen. Bewegungstherapie mittels Ausdauertraining wirkt sich ebenfalls positiv auf den Verlauf der Krankheit aus. Selbsthilfe ist hier gefragt, eine Pille zur Heilung gibt es nicht.

Zitat: "Die Europäische Rheumaliga empfiehlt fünf Medikamente: Amitriptylin, Duloxetin und Milnacipran (Antidepressiva), Tramadol (ein Schmerzmittel) und Pregabalin (ein Medikament gegen die Epilepsie, das in den USA 2007 eine Zulassung zur Therapie der Fibromyalgie erhalten hat)"

Ein weiterer Ansatz in der Medizin ist die Therapie mit Mitochondrien und diese hat den Anspruch die Ursache der Krankheit zu behandeln. Es erfolgt eine Umstellung der Ernährung, wonach in erhöhtem Masse Mikronährstoffe eingenommen werden sollen, der Säure-Basen-Haushalt ausgeglichen wird und Giftstoffe ausgeweitet werden. Das Ganze dient der Reduzierung von oxidativem Stress und der Reduzierung von Nitrosaminen. Die gestörte Funktion der Mitochondrien soll so behoben werden, diese Massnahmen sind aber nicht anerkannt. Ihre Wirkung ist umstritten.

Zur Behebung der Störungen im Magen-Darm-Bereich wird auch die sogenannte Logi-Ernährung angewandt. Dies ist eine Ernährung mit wenig Fleisch aus vorwiegend vegetarischer Kost. Die Zufuhr von Kohlenhydrate wird reduziert, dafür wird mehr mageres Fleisch und Fisch verzehrt, sogenanntes Low-carb.

Die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten sei bei der Fibromyalgie geschwächt und so wird zum Verzehr von hochwertigen Eiweissen und Fetten geraten. Die LOGI-Diät (von englisch Low Glycemic and Insulinemic Diät) wird bereits erfolgreich in Kurkliniken angewendet. Das Verhältnis von Eiweiss, Fett und Kohlenhydrate sollte bei der Ernährung so aussehen: Kohlenhydrate maximal 20 Prozent, Fett 50-60 Prozent und Proteine 20-30 Prozent.

Kurz zusammengefasst sind die Chancen auf einen Behandlungserfolg begründet auf einer Vielzahl von Massnahmen, an denen die PatientInnen auf Dauer fest halten sollten. Medikamente, Entspannung, Stressvermeidung, Physiotherapie mit Wärme oder Kälte und Bewegung. Eine Selbstfürsorge ist gefragt, bei der man sich das richtige Programm für sich zusammen stellt. Die guten Vorsätze sollten nicht nur in einer Kur wirken, sondern im Alltag greifen. Nur so ist auf Dauer eine Verbesserung der Lebensqualität garantiert.